Die Faszination, die von der Mensur ausgeht, ist lebendig wie einst: Sie gehört zum Mythos Verbindung untrennbar dazu, edel und roh zugleich. Es gibt niemanden, der sich ihrer archaischen Anziehungskraft entziehen könnte.

 

Warum fechten wir?

Es besteht kein Zweifel, dass dem Fechtsport, wie jedem anderen Wettkampf, ein ganz besonderer Reiz zukommt.

Wen juckt es nicht in der Hand, wenn in einem Film eine Fechtszene vorkommt, selbst einmal das Schwert, den Säbel oder den Degen zu schwingen und dabei den Gegner blitzschnell und fintenreich zu bezwingen? Wobei man im Kino genau weiß, dass dem Gegner trotz aller Dramatik keine wirklichen Verletzungen zugefügt werden.

 

Die Mensur

Die Mensur hat sehr wohl die Komponenten des ungefährlichen sportlichen Wettkampfes. Aber in der Art, wie sie ausgetragen wird, hat sie auch etwas von der spannenden Dramatik eines romantisch - ritterlichen Zweikampfes, in dem es auch um eine gewisse persönliche Bestätigung geht.

Es gibt verschiedene Fechtarten mit genau festgelegten Regeln (Comment). So fechten die pennalen Verbindungen in Kärnten, Teilen Niederösterreichs, Oberösterreichs, in Salzburg, Tirol und Steiermark mit stumpfen Säbel auf den Oberkörper. Dabei sind Kopf, Hals und Unterleib durch den „Stierkopf“, die „Halskrause“ und die „Paukhose“ vollkommen geschützt. „Schmisse“ können bei dieser Fechtart unmöglich vorkommen. Dies sei deshalb betont, weil von sogenannten „Kennern“ der schlagenden Verbindungen immer wieder die „schrecklichsten Schauermärchen“ verbreitet werden.

Insgesamt muss man sagen, dass das Mensurfechten zwar spektakulär und geheimbündisch klingen mag, tatsächlich aber eine konsequente und mutige Haltung erfordert.
Nicht umsonst kommt das Wort Mensur von „messen“, sowohl mit anderen als auch mit sich selbst. Nicht das Ergebnis der Mensur (im sportlichen Sinn Sieg oder Niederlage) ist daher maßgebend, sondern die moralische Meisterung der gestellten Aufgabe.

Im Gegensatz zu unseren Sportarten fordert das „Schlagen von Mensuren“ keine besonderen körperlich-sportlichen Vorzüge oder Begabung. Es kann nicht nur von jedem Schüler ausgeübt werden, sondern ist letztlich, so ungewöhnlich eine Mensur auch sein mag, viel ungefährlicher als andere Sportarten, wie z.B. Bergsteigen, Schifahren, Boxen, Fußball, Tauchen oder Turmspringen.

 

Voraussetzungen für die Mensur

Bevor man zu einer Mensur antreten darf, muss man das Fechten und seine Regeln in wöchentlichen „Paukstunden“ genau einüben. Erst wenn der Fechtwart als „Trainer“ der Meinung ist, man sei reif für eine Mensur, und das ist nach ca. 1-2 Semestern der Fall, tritt man zur ersten Mensur an, wobei die Fechtwarte von zwei Verbindungen möglichst gleichwertige Fechter zusammenstellen (bestimmen). Man ficht niemals gegen Mitglieder der eigenen Verbindungen.

Bei der Mensur gibt es einen Unparteiischen, der auf die genaue Einhaltung der Regeln achtet. Hält sich ein Paukant nicht daran, muss er vorzeitig aus der Mensur ausscheiden und darf diese erst nach weiteren Paukstunden wiederholen. In der Regel ficht jeder "Aktive" (Schüler) im Durchschnitt 2-5 Mensuren.

Öfter zu fechten wird nicht unbedingt angestrebt, da wir, wie schon betont, kein Fechtklub sein wollen und auch der geistigen Bildung sowie der Förderung der Geselligkeit ihre entsprechende Zeit zukommen lassen möchten.

Übrigens verläuft eine Mensur prinzipiell in einer freundschaftlichen Atmosphäre. Aggressiv-rabiate Psychopathen haben hier nichts zu suchen. Ganz im Gegenteil, entsteht aus ehemaligen „Mensurgegnern“ sehr oft lebenslange Freundschaften.

 

Fechten juristisch betrachtet

Die Strafgesetzbücher Deutschlands und Österreichs hatten das Duell generell verboten. Das Reichsgericht setze 1883 die Schlägermensur zunächst dem Duell gleich. 1933 wurde die Mensur ausdrücklich für straffrei erklärt.

Dies wurde zwar vom Alliierten Kontrollrat wieder aufgehoben, jedoch stellte der deutsche Bundesgerichtshof 1953 fest, daß die Bestimmungsmensur nicht den Tatbestand des Zweikampfes mit tödlichen Waffen erfülle; auch einen Verstoß gegen die guten Sitten verneinte der BGH. Dasselbe gilt auch für Österreich. In den Neufassungen der Strafgesetzbücher sind sämtliche diesbezüglichen Verbote weggefallen.

Eine ähnliche Entwicklung nahm die Beurteilung des Fechtens aus kirchlicher Sicht. Das Duell war schon immer unmoralisch und mit Exkommunikation bedroht. Nachdem das Duell aufgegeben wurde, entfiel auch das Argument, dass die Mensur die Vorbereitung für das Duell wäre. Nach der neuesten Fassung des Codex juris canonici (1983) steht die Mensur auch offiziell nicht mehr unter kirchlicher Strafandrohung.